Susan Abulhawa: ''Während die Welt schlief''

Buchtipp – August 2014

Susan Abulhawa, geboren 1970 in Kuwait, dort und in Jordanien und Jerusalem aufgewachsen, ging als Jugendliche in die USA. Sie schreibt Kurzgeschichten und Romane.

© Diana Verlag

Nach einer Palästinareise begann Susan Abulhawa, sich politisch zu engagieren und gründete die NGO Playgrounds for Palestine. Ihr Debütroman 'Während die Welt schlief' (a. d. Engl. v. Stefanie Fahrner) erschien bisher in über 20 Sprachen.

Das Ende des zweiten Weltkriegs und die Gründung des Staates Israel 1948, die Neubesetzung von Land und die Vertreibung palästinensischer Familien: Dies sind die Ausgangspunkte für die Geschichte einer Familie, deren Leben nach der Einnahme ihres Dorfes Ein Hod durch israelische Soldaten von Umbrüchen, dem Leben in Flüchtlingslagern und Krieg geprägt ist. Da ist der Großvater, der den Verlust seiner Heimat nicht überwinden kann und den Versuch wagt, zurückzukehren. Da ist  Amals Mutter, die nach dem Verschwinden ihres Sohnes Ismael sehr introvertiert ist. Familiäre Geborgenheit fühlt die Tochter nur, wenn die Welt noch schläft und ihr Vater ihr vorliest, ihr von all den Dingen erzählt, die im Flüchtlingslager so fern erscheinen. Durch ein Stipendium entkommt sie dem Krieg für einige Jahre, doch kehrt sie zurück, gründet eine Familie und erfährt Halt durch die Liebe zu ihrem Mann und ihrer Familie. Doch Halt heißt in diesem Konflikt nicht Beständigkeit.

Susan Abulhawa erzählt vom Alltag des seit Jahrzehnten währenden Konflikts zwischen Palästina und Israel über vier Generationen einer Familie. In wechselnder Erzählperspektive wird Amals Jugend und Leben geschildert. Die Zustände im Flüchtlingslager, die Instabilität von Heimat und Familie werden ungeschönt aufgezeigt, genau wie die Ambivalenz, die diesen Krieg begleitet. Auch das Leben auf jüdischer Seite wird durch die Geschichte des tot geglaubten Bruders Ismael geschildert.  Die Autorin schafft mit ihrem Roman eine erzählerisch dichte und authentische Darstellung der Hintergründe und Geschehnisse eines Konflikts, der bis heute währt.