Saskia Hennig von Lange: „Zurück zum Feuer“

Buchtipp – März 2015

Saskia Hennig von Lange (1976 geboren) erhielt für ihr Debüt „Alles, was draußen ist“ 2013 den Wortspiele Literaturpreis und den Rauriser Literaturpreis 2014. Im Herbst 2014 erschien ihr großartiger Roman „Zurück zum Feuer“.

© Verlag Jung und Jung

Max soll als Sachverständiger für Immobilien entscheiden, was mit einem Haus im Wald geschieht, das seit Jahren leer steht, verwahrlost und zugewachsen. Der Boxer Max Schmeling hat dort gelebt und auch die letzten Tage seines Lebens verbracht. Doch was als Besichtigung beginnt, gerät bald außer Kontrolle. Und während er sich dort verkriecht, beginnt seine Frau Inge, ihren gemeinsamen Hausstand aufzulösen. Nach dem Unfalltod ihres gemeinsamen Sohnes gingen beide erst wie betäubt durch den Alltag. Jetzt suchen sie auf ihre jeweils eigene Weise nach einem Umgang mit ihrer Traurigkeit und ihrem Schmerz. Der Roman „Zurück zum Feuer“ von Saskia Hennig von Lange kreist tiefsinnig und feinfühlig um die Themen Tod und Verlust. Aus drei Perspektiven und in zwei Zeitebenen entwirft er aufs Genaueste die Innenwelten dreier Menschen, die eine existenzielle Erfahrung machen. Die drei Schicksale werden von der Autorin synchron erzählt und durch wiederkehrende Motive kunstvoll miteinander verwoben. So spiegelt sich die nachlassende Kraft des sterbenden Max Schmeling in einer kuriosen Reihe von körperlichen Verletzungen, die sein Namensvetter sich Jahre später in Schmelings Haus zuzieht. Dessen Bedürfnis, im Haus und auf dem Grundstück des Boxers aufzuräumen, das seinen Höhepunkt in einem Stunden lang brennenden Feuer aus Hausrat erfährt, findet eine Entsprechung in dem Drang seiner Frau, die gemeinsame Wohnung entrümpeln zu lassen und dabei noch nicht einmal vor der Tapete halt zu machen, die – wie eine verletzte Haut – in Fetzen von der Wand gelöst wird. Die konzentrierte Prosa der Autorin entfaltet dabei einen Sog, dem man sich lesend nicht entziehen kann und möchte.