Mark Schaevers' Biographie „Orgelmann. Felix Nussbaum - ein Malerleben"

Buchtipp – Dezember 2016

Ein Meisterwerk der Recherche und eine bewegende Lektüre

© Galiani Verlag

„Ein Buch wie ein Brennglas. Mark Schaevers hat in den entlegensten Archiven und in den Erinnerungen von Zeitgenossen nach Spuren gesucht, die das tragische Schicksal von Felix Nussbaum erzählen." So der Schriftsteller und Journalist Cees Noteboom über die 2014 erschienene Künstlerbiographie, die 2016 aus dem Niederländischen ins Deutsche übersetzt wurde.

In der Tat nahm die Recherche für das Buch ein ganzes Jahrzehnt in Anspruch. 

Trotz seiner Faktendichte liest sich der Text wie ein spannender Roman, da Schaevers' erzählerisches Können den Leser mehr und mehr in den Bann der dramatischen Lebensgeschichte zieht, die leider traurige Wirklichkeit gewesen ist. 

Die gut gewählte Bilderauswahl lädt den Leser durch den Textzusammenhang ein, sie in einem ganz neuen Kontext wahrzunehmen.

In den vier Abschnitten des Buches wird der Leser auf die Stationen des Lebenswegs von Felix Nussbaum mitgenommen, die zugleich einen erschütternden Zeitabschnitt deutscher Geschichte wieder aufleben lassen. Ohne erhobenen Zeigefinger wird dieses Buch so zugleich auch zum Mahnmal und zur Chronik einer Vergangenheit, für die es kaum noch lebende Zeitzeugen gibt. 

Auch Nussbaum-Kenner werden bei der Lektüre noch viele unbekannte Details aus dem Leben des Malers erfahren – vor allem aus der Zeit des Exils, die hier dem Leser in ihrer ganzen Enge und Bedrohlichkeit lebendig vor Augen geführt wird und die buchstäblich unter die Haut geht.

Ein gutes Stück seiner eigenen Lebenszeit hat der 1956 geborene Schaevers, der als Journalist und Autor in Brüssel lebt, seinem Werk über Felix Nussbaum gewidmet. Es hat sich gelohnt.

Beatrice le Coutre-Bick