Lot Vekemans: „Ein Brautkleid aus Warschau“

Buchtipp – Oktober 2016

Die Theaterautorin erzählt in ihrem Debütroman die Geschichte einer jungen Polin aus drei Perspektiven und erschafft Figuren, die einen noch lange begleiten.

© Wallstein Verlag

Marlena, unverheiratet zum Leidwesen ihrer Mutter, lebt mit ihren Eltern und Geschwistern auf dem Lande in Polen. In einem Restaurant lernt sie den amerikanischen Journalisten Natan kennen und verliebt sich in ihn. Sie verbringen glückliche Wochen zusammen bis Natan wieder abreisen muss. Er verspricht, zurückzukommen, Marlena wartet jedoch vergebens. Dass sie schwanger ist, erfährt er nicht mehr. Marlenas Weg führt sie nach Warschau zu einer Hochzeitsvermittlung und von dort in die Niederlande auf einen Bauernhof. Ihr dortiger Mann zieht ihren Sohn wie sein eigenes Kind auf, er liebt ihn sehr. Doch sie wird nicht glücklich, hängt alten Träumen hinterher. Nach einem Besuch bei ihrer Familie bleibt sie mit ihrem Sohn in Polen, bei einem Hotelbesitzer und entfernten Verwandten von Natan. Dort lebt sie mit ihrem Kind, das nicht mehr sprechen will und seinen Vater in den Niederlanden vermisst. Marlena sehnt sich nach Natan, öffnet aber nicht die zahlreichen Briefe, die er aus Amerika in das Hotel geschickt hat. Nach Monaten steht ihr Ehemann aus den Niederlanden plötzlich vor der Haustür und bringt eine neue Richtung in ihr gemeinsames Leben. Die Geschichten von Marlena, ihrem niederländischen Ehemann Andries und von Szymon, dem Hotelbesitzer, verbinden sich zu einem Ganzen, ohne dass sich der Kreis schließt. Melancholisch, berührend und klug erzählt Lot Vekemans diese Geschichte eines einfachen Frauenlebens.

Lot Vekemans, geboren 1965, studierte Geographie, später an der Schriftsteller-Akademie Colofon in Amsterdam. Seit 1995 schreibt sie Theaterstücke, die in mehr als fünfzehn Sprachen übersetzt und vielfach preisgekrönt sind. Ihr Stück „Gift“ feiert derzeit in Deutschland und international Triumphe. „Ein Brautkleid aus Warschau“ ist ihr Romandebüt ins Deutsche übertragen von Eva M. Pieper und Alexandra Schmiedebach.