Kolja Mensing: „Fels“ (Verbrecher Verlag, 2018)

Buchtipp – Mai 2019

Kolja Mensing erzählt in „Fels“ aus seiner Familiengeschichte und wirft Fragen auf nach der Macht, die die Erinnerungen anderer Menschen über uns haben.

Buchcover: Verbrecher Verlag

Kolja Mensing wurde 1971 in Oldenburg geboren. Er lebt als Journalist und Schriftsteller in Berlin und arbeitet als Literaturredakteur bei Deutschlandfunk Kultur.

Nach seinem letzten, erfolgreichen Roman „Die Legenden der Väter“ begibt er sich auch in seinem aktuellen Buch „Fels“ auf Spurensuche, um die Geschichte seiner Familie zu ergründen.

Denn die in Mensings Familie oft erzählte romantische Geschichte von der Verlobung seiner Großeltern am Heiligabend 1943 hat eine Leerstelle. Erst im hohen Alter erwähnt die Großmutter den jüdischen Viehhändler Albert Fels, der während ihrer Kindheit im Haus ihres Onkels gleich nebenan wohnte. Er wird zu Kriegsbeginn in eine Heil- und Pflegeanstalt eingewiesen und kehrt nie wieder zurück. Man weiß ja, was damals passiert ist, sagt die Großmutter, und damit fallen die dunklen Schatten der Euthanasie und des Holocaust auch auf die Geschichte von der großen Liebe ihres Lebens. Doch als Kolja Mensing versucht, mehr über das Schicksal des jüdischen Nachbarn in Erfahrung zu bringen, wird es kompliziert. Welchen Platz nimmt Albert Fels in den Erinnerungen der Familie ein? Und wie ist er tatsächlich ums Leben gekommen? „Fels“ wirft Fragen auf, die uns alle etwas angehen: Was bestimmt die Erinnerungskultur? Welche Geschichten werden an nachfolgende Generationen weitergegeben und welche nicht? Welche Erzähltradition entsteht daraus und was hat dies für einen Effekt auf die Geschichtsrezeption?