Tijan Sila wird neuer Poetikdozent in Hannover

04.06.2025
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Die Poetikdozentur NEUE DEUTSCHE LITERATUR fragt nach gegenwärtigen Schreibweisen, die eine Gesellschaft der Vielen als solche anerkennen, abbilden und adressieren. Tijan Sila ist nach Lena Gorelik, Ann Cotten und Nava Ebrahimi der dritte Gast-Poet in Hannover.

Tijan Sila (© Christian Werner)

Das Literaturhaus Hannover und die Leibniz Universität Hannover geben mit Freude die Neubesetzung ihrer gemeinsamen Poetikdozentur NEUE DEUTSCHE LITERATUR bekannt: Tijan Sila wird die 2022 ins Leben gerufene Dozentur für das Wintersemester 2025/2026 bekleiden. Die VGH Stiftung ist Förderpartnerin des Kooperationsprojekts. Die Auftaktlesung wird am 02.12. im Literaturhaus Hannover stattfinden. Anschließend wird Tijan Sila für ein Blockseminar an der Leibniz Universität zu Gast sein. Die Abschlusslesung folgt am 2. Juni 2026 im Literaturhaus Hannover.

Tijan Sila wurde 1981 in Sarajevo geboren und kam 1994 als Geflüchteter nach Deutschland. Er studierte Germanistik und Anglistik in Heidelberg. 2017 erschien sein erster Roman Tierchen Unlimited, 2018 folgte Die Fahne der Wünsche, 2021 Krach und 2023 Radio Sarajevo. Darüber hinaus veröffentlicht er Essays in der ZEIT, der taz, und dem Freitag. Das literarische Werk Tijan Silas ist vielfach ausgezeichnet, u.a. erhielt er 2024 für den Text »Der Tag, an dem meine Mutter verrückt wurde« den Ingeborg Bachmann-Preis.

Begründung des Auswahlgremiums:
„Wie lässt sich von Krieg, Gewalt und ihren langanhaltenden Folgen erzählen? Gibt es überhaupt ein ‚Ankommen im Frieden‘ und ‚Jenseits des Krieges‘ für diejenigen, die ihn erlebt haben oder vor ihm geflohen sind? Diese Fragen grundieren das Werk von Tijan Sila. Einfühlsam, mit einem unverwechselbaren Stil, bei dem sich nüchterne Abgeklärtheit, Melancholie und tragische Ironie durchdringen, erzählt der Autor von anhaltender Traumatisierung, familiärem Scheitern und der Flucht in ein anderes Leben, das doch das alte immer in sich trägt. Dabei spielen in seinen Texten Themen der Diversität, die Gefahr totalitärer Regime und die identitätsstiftende Kraft von Subkulturen ebenso eine Rolle wie die Schwierigkeiten einer Migration, die nie an ein Ende zu kommen scheint. Es ist besonders der Mut zur Pointe und entlarvenden Komik, der Silas Schreiben unverwechselbar macht – eine Komik jedoch, die nichts beschönigt, sondern im Gegenteil die Schwere auch eines Lebens ‚danach‘ immer wieder eindrücklich deutlich werden lässt.“

Weitere Informationen: https://www.ndl-poetik.de/