Uns bleibt Paris – oder Wolfenbüttel

»Ach, vergeblich das Fahren!«, klagt Gottfried Benn schon vor Jahrzehnten in seinem Gedicht »Reisen«. Trotz Benn fahren immer mehr Menschen in die Fremde und halten in Erzählungen, Gedichten oder Reportagen fest, was sie dort sahen und empfanden. Das Spektrum der Reiseliteratur reicht von Homers »Odyssee« über die Bildungsreisen des 18. Jahrhunderts bis hin zu zeitgenössischen Berichten wie Judith Schalanskys »Atlas der abgelegenen Inseln«. Doch je mehr Texte übers Reisen entstehen, desto schwieriger ist es –besonders bei wohlbekannten Orten –, originell zu wirken. Wie gelingt es zum Beispiel, Eiffelturm oder Markusplatz so zu beschreiben, als seien sie noch nie beschrieben worden? Wie das Angelesene zu vergessen und die Kreidefelsen von Rügen, die Höhlen von
Matala oder den Markt Wolfenbüttels literarisch neu zu fassen? Oder genügt es, sich auf Google Earth umzusehen und virtuell zu reisen? Das Seminar erkundet, welche Wege reisende Autoren für ihr Schreiben gewählt haben und wie man aus seinen eigenen Reisen literarisch Kapital schlägt. Nach dem Anmeldeschluss erhalten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen eine Schreibaufgabe. Lektüretipp: Pierre Bayard: Wie man über Orte spricht, an denen man nicht gewesen ist. Seine eigene Arbeit stellt Rainer Moritz im Rahmen einer öffentlichen Lesung am 12. Mai, 20 Uhr, vor. Dr. Rainer Moritz, Hamburg, Leiter des Literaturhauses Hamburg, Journalist und Autor.
www.literaturhaus-hamburg.de Dr. Olaf Kutzmutz ist seit dem letzten Jahrtausend Programmleiter Literatur der Bundesakademie. Kostenanteil: 186,- € (inkl. Ü/VP) + 5,- € für einen Reader