Veranstaltungs-Archiv

10.11.16 - 19.30 Uhr –

Die Empfehlung: Katja Lange-Müller

"Drehtür"

Moderation: Jutta Rinas

Asta Arnold ist nach 22 Jahren im Dienst internationaler Hilfsorganisationen am Münchner Flughafen gestrandet. Wegen sich häufender Fehlleistungen von den Kollegen aus der Klinik in Nicaragua weggemobbt, steht sie nun neben einer Drehtür und raucht. Wohl fühlt sie sich nur, wenn sie gebraucht wird. Doch wie soll es jetzt weitergehen? Während Asta nachdenkt, beobachtet sie ihre Umgebung – und meint, Menschen wiederzuerkennen, denen sie im Laufe ihres Lebens begegnet ist: ihren Exfreund Kurt, mit dem sie turbulente Wochen in einer tunesischen Ferienanlage verbrachte, den Koch der nordkoreanischen Botschaft, der eines Abends mit geschwollener Wange in einem Berliner Hauseingang hockt und viele andere mehr. Mit jeder Zigarette taucht Asta tiefer in ihre Vergangenheit ein – und mit jeder Episode variiert die Erzählerin ein höchst aktuelles und existenzielles Thema: das Helfen und seine Risiken.

Für ihre oft von Antihelden und Außenseitern handelnden Erzählungen und Romane, die sich durch psychologischen Tiefblick, lakonischen Humor und eine satirische Ader auszeichnen, erhielt Katja Lange-Müller bereits zahlreiche Preise, u.a. den der Litera-Tour Nord 2008. Mit Drehtür, worin es nicht zuletzt "um das Erzählen als Überlebensstrategie“ (FR) geht, liefert sie  einen weiteren Beweis ihrer großartigen Erzählkunst. Drehtür ist für den Deutschen Buchpreis 2016 nominiert.

Katja Lange-Müller, geb. 1951 in Berlin-Lichtenberg, machte eine Lehre als Schriftsetzerin und arbeitete als Bildredakteurin, Fernseh-Requisiteurin sowie mehrere Jahre als Hilfsschwester in der Psychiatrie, bevor sie am Literaturinstitut Johannes R. Becher in Leipzig studierte und 1984 schließlich nach West-Berlin ausreiste. Sie lebt bis heute als freie Autorin in Berlin und erhielt  u.a. den Ingeborg-Bachmann-Preis 1986, Alfred- Döblin-Preis 1995, Kasseler Literaturpreis für Humor 2005, Wilhelm-Raabe-Literaturpreis 2008, Kleist-Preis 2013.

Jutta Rinas, geb. 1963 in Mannheim, studierte Klavier, Musikwissenschaft und Germanistik und arbeitete für den WDR und die FR. Seit 1997 ist sie Redakteurin bei der HAZ.

Eintritt: 10,- / erm. 6,- Euro

Ort: Joseph Joachim Saal (Stiftung Niedersachsen), Künstlerhaus Links: http://www.literaturhaus-hannover.de/