Veranstaltungs-Archiv

21.03.12 - 19.30 Uhr –

Resonanzen: „Sterben lernen mitten im Leben“

mit Ulla Lenze und Annelie Keil

Moderation: Jutta Rinas

Der Tod ist nichts Neues, gestorben wird immer. Doch ist der Umgang mit dem Tod eine der größten Herausforderungen des Lebens: Wie begegnet man im Angesicht des Todes der Angst, was spricht man mit Sterbenden, was ist Sterben eigentlich, kann man sich überhaupt verabschieden?

In ihrem neuesten Roman Der kleine Rest des Todes erzählt die Berliner Autorin Ulla Lenze von der Schwierigkeit solchen Abschieds: Als Ariane erfährt, dass ihr Vater tödlich verunglückt ist, will sich der Tod einfach nicht ins Leben einfügen, bleibt doch die Erinnerung an sein letztes Winken am Bahnsteig, die befremdliche Präsenz seiner Nachrichten auf dem Anrufbeantworter, die quälende Frage des Unfallhergangs. Während Familie und Freunde in ihr ferne Zustände geraten, muss Ariane erkennen, dass nur sie selbst sich helfen kann, und begibt sich auf eine Reise ins Zentrum ihrer Ängste.

Die denkbar größte Nähe als Autor zum Thema Tod hatte der bekannte hannoversche Pädagoge und Bestsellerautor Wolfgang Bergmann. Unheilbar erkrankt, notierte er seine Gedanken. Radikal ehrlich, ohne transzendentalen Trost benannte Bergmann existenzielle Ängste und Bedrängnisse, und auch Momente überraschenden Friedens. Sein Buch Sterben lernen erschien posthum mit einem Nachwort von Annelie Keil. Der Mitbegründerin des Weiterbildungsstudiums Palliative Care an der Universität Bremen geht es darin und in ihrem eigenen Buch Auf brüchigem Boden Land gewinnen um das "Lebensprinzip des Sterbens": Leben als abschiedlicher Prozess, sterben lernen also als einen lebenslangen Vorgang.

Annelie Keil ist seit 2004 emeritierte Professorin und ehemalige Dekanin der Universität Bremen. Einer ihrer Arbeitsschwerpunkte ist die psychosomatische Krankenforschung sowie die unterstützende Arbeit mit Menschen in Lebenskrisen, auch im begleiteten Sterben von Palliative Care. 2004 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz.

Ulla Lenze, geb. 1973 in Mönchengladbach, studierte Musik und Philosophie in Köln. Heute lebt sie als freie, mehrfach ausgezeichnete Autorin in Berlin und schreibt literarische Reportagen für die NZZ, Die Zeit, Brigitte und die FAZ.

Jutta Rinas, geb. 1963 in Mannheim, ist seit 1997 Redakteurin bei der HAZ.

Eintritt: 8,- / 6,- Links: http://www.literaturhaus-hannover.de