Veranstaltungs-Archiv

16.09.10 - 18.30 Uhr –

"Gegenstrophen"- Lyrikfest und Verleihung des Hölty-Preises für Lyrik

mit Paulus Böhmer, Michael Lentz, Dirk von Petersdorff, Marion Poschmann und Jan Wagner

Mit dem Lyrikfest geben wir, wie schon in den letzten beiden Jahren, auch in diesem Herbst der Lyrik eine eigene Bühne und stellen einige der wichtigsten Stimmen der deutschsprachigen Gegenwartslyrik in Kurzporträts vor: Michael Lentz, geb. 1964, promovierte über Lautpoesie/-musik nach 1945 und arbeitet als Professor am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Für seine eigenen Texte gewann Lentz, selbst Lautpoet und „unter den wichtigsten jungen deutschen Schriftstellern der rasanteste“ (FAZ), u.a. die Poetry-Slam-Meisterschaft 1998 und den Ingeborg-Bachmann-Preis 2001. In seinem aktuellen Gedichtband "Offene Unruh. 100 Liebesgedichte" schreibt er selbstbewusst, subversiv und ungestüm von der Unruhe, die wir Liebe nennen – so, als sei noch nie darüber geschrieben worden.
Marion Poschmann, geb. 1969, wurde für ihre Lyrik und Prosa ebenfalls mehrfach ausgezeichnet, u.a. 2005 mit dem Literaturpreis Ruhrgebiet für ihr Gesamtwerk. Die Gedichte der in Berlin lebenden Autorin sind sensibel und transparent, dabei ungemein treffsicher. Auch im neuen Band "Geistersehen" beweist sie ihre „herausragende Wahrnehmungskunst" (NZZ) und entwirft flirrende Verse für bislang Ungesehenes und strenge Formen für Flüchtigstes wie Dampf, Glanz und Schall.
Dirk von Petersdorff, geb. 1966, lebt als Professor für Neue Deutsche Literatur in Jena und erhielt für seine Lyrik u.a. den Preis der LiteraTour Nord 2000. Ironie als Weltanschauung und dichterisches Prinzip, die Verbindung moderner Werbeslogans mit den ältesten mythischen Stoffen und Strophenformen, eine zugleich gedankenreiche und zugängliche Lyrik – all dies zeichnet seine Gedichte aus. Dabei öffnet sein neuer Lyrikband "Nimm den langen Weg nach Haus" „einen gewaltigen Spiegelsaal von Bildern“ (Lars Gustafsson).
Als vielfach ausgezeichneter Lyriker, Übersetzer und Literaturkritiker lebt Jan Wagner, geb. 1971, in Berlin und hat unter dem Titel "Lyrik von Jetzt" zwei wichtige Sammlungen junger deutscher Lyrik mitherausgegeben. Er selbst schreibt seine Gedichte in einer Mischung aus "Minimalismus und Eleganz" (NZZ) und mit "traumwandlerisch-beiläufiger Exaktheit" (SZ), seine Texte sind von unaufdringlicher Präsenz. Gleich, ob er einen Gecko betrachtet, den Lake Michigan besingt oder ans andere Ende der Welt gelangt: Der aktuelle Band "Australien" zeigt den Lyriker als Entdecker, Landschaftsmaler und als Brennmeister hochprozentigen Geschichtendestillats.

Im Anschluss an das Lyrikfest vergeben die Landeshauptstadt und die Sparkasse Hannover den mit 20.000 € dotierten Hölty-Preis für Lyrik 2010 an Paulus Böhmer. Der 1936 geborene Frankfurter Lyriker, der 1985 bis 2001 das Hessische Literaturbüro in Frankfurt a. M. leitete, vertritt mit seinen epischen Langgedichten eine ganz eigene Position in der deutschsprachigen Literatur. Die Literarische Welt erklärt ihn gar zum „derzeit interessantesten Dichter der Postmoderne.“ Mit "Kaddish I-X" und "Kaddish XI-XXI" legte Böhmer sein Opus Magnum vor: ein lyrisches Großwerk voller rauschhaft wirkender Wortströme, in dem sich Niegesagtes und Alltägliches, philosophische Abstraktion und obsessive Lust treffen – ein Weltgesang, wie es in deutscher Sprache lange keinen gab. Die Laudatio zum Hölty-Preis hält der Literaturwissenschaftler Jan Röhnert.

Eintritt: 12,- / erm. 8,- Euro

Veranstalter: Stadt Hannover, Sparkasse Hannover, Literaturhaus Hannover

Das Lyrikfest wird von der Stiftung Niedersachsen gefördert. Links: http://www.literaturhaus-hannover.de