Veranstaltungs-Archiv

15.05.09 - 19.30 Uhr –

Resonanzen: Rayk Wieland und Jochen Schmidt

„Die DDR hat es wirklich gegeben“

Moderation: Martina Sulner (HAZ)

Zum nahenden 20. Jahrestag des Mauerfalls scheint manchem das Phänomen DDR bereits so unwirklich wie ein entfernter Planet. Doch die DDR hat es tatsächlich gegeben, und dies können Jochen Schmidt und Rayk Wieland bezeugen: zwei Literaten, die auf angenehm entspannte Art von den absurden Seiten des DDR-Alltags zu berichten wissen – und von der oft nicht weniger bizarren Wahrnehmung der DDR durch den deutschen Westen.

Wielands aktueller Roman "Ich schlage vor, daß wir uns küssen" erzählt von Herrn W., der bei der Einsicht in seine Stasi-Akte nicht schlecht staunt: Hier sind seine damaligen Pubertätsgedichte an Liane aus München abgeheftet und allesamt als konterrevolutionäres Schrifttum eingestuft – er war Untergrunddichter der DDR, ohne es zu ahnen! "Ich schlage vor, daß wir uns küssen" ist eine wahre Geschichte, die niemand für möglich hielt. Nicht einmal ihr Verfasser.

Jochen Schmidt hat die legendäre Berliner Lesebühne "Chaussee der Enthusiasten" mitbegründet und veröffentlichte zuletzt das Buch "Schmidt liest Proust", worin er seine Gedanken zu Prousts "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" mit tagebuchartigen Aufzeichnungen eigener Erlebnisse verbindet – von seiner plötzlichen „Liebeserkrankung“ bis zum Stasibericht über seine Mutter. Zwischen Komik und Melancholie sorgt Schmidt stets dafür, daß Alltagsdinge sich unversehens zu Kuriositäten auswachsen und man sich darin lächelnd wieder erkennt. Dabei sickern Schmidts Pointen gern erst einen Moment später durch. Die Kritik fühlt sich angesichts seiner "Phantasie und Philosophie des Alltags" gar an Karl Valentin erinnert.

Jochen Schmidt, geb. 1970 in Ost-Berlin, studierte u.a. Romanistik und arbeitete als Übersetzer. Als Autor erhielt er den Open Mike-Literaturpreis 1999, den Kasseler Förderpreis Komische Literatur 2004 und war Teilnehmer des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs 2007.

Rayk Wieland, geb. 1965 in Leipzig, lebt als Autor, Herausgeber und TV-Journalist bei Hamburg. Zusammen mit Gerhard Henschel veranstaltet er den „Toten Salon“ im Nachtasyl des Hamburger Thalia Theaters.

Martina Sulner, geb. 1961, hat als Journalistin u.a. für Spiegel Spezial und FR gearbeitet und ist seit 2000 Literaturredakteurin bei der HAZ. Ort: Literaturbüro Hannover e.V.
Sophienstraße 2, 30159 Hannover

Eintritt: 7,- / erm. 5,- Euro
Karten bei der Vorverkaufskasse im Künstlerhaus Hannover: 0511 - 1684 12 22 Links: www.literaturbuero-hannover.de