Veranstaltungs-Archiv

08.10.09 - 19.00 Uhr –

Lyrik im Künstlerhaus 2009: "Gegenstrophen"

mit Daniel Falb, Gerhard Falkner, Ulrike Almut Sandig, Anja Utler, Bas Böttcher, Timo Brunke und Stephan Meier (Musik)

Moderation: Michael Braun, Cornelia Jentzsch, Martin Rector

Beim diesjährigen Lyrikfest stellen wir renommierte und neue, durchaus unterschiedliche und auffallend eigenständige Stimmen der aktuellen deutschsprachigen Gegenwartslyrik in Kurzporträts vor: Gerhard Falkner, geb. 1951, ist für sein umfangreiches literarisches Werk schon vielfach ausgezeichnet worden. Erst in diesem Jahr erhielt er für seinen Gedichtband "Hölderlin Reparatur" (2008) den hoch dotierten Peter-Huchel-Preis. Im Gravitationsfeld von Hölderlins Gedichten erprobt Falkner darin die Möglichkeiten heutigen lyrischen Sprechens, auch angesichts von Umgangs-, Werbe- und Wissenschaftssprachen, und verflicht seine Texte dabei virtuos mit denen früherer lyrischer Traditionsstifter. Die in Leipzig lebende Ulrike Almut Sandig, geb. 1979, hat mit ihren Gedichten, die von den Verrückungen zwischen Gewissheit und Infragestellung, Wirklichkeit und Imagination leben, bereits den Lyrikpreis Meran 2006 und den Leonce-und-Lena-Preis 2009 erhalten. Für das Literaturprojekt augen::post hat sie in Leipzig Plakate mit Gedichten geklebt und setzt mit der ohren::post das in der jungen literarischen Szene immer häufiger anzutreffende Konzept von "Lesekonzerten" um. Ihr Dichter-Kollege Daniel Falb, geb. 1977, arbeitet am Institut für Philosophie der FU Berlin und findet in seinen Gedichten kluge, feingliedrige und präzise Formulierungen für gesellschaftliche Erscheinungen vom Partybesuch bis zur Bioethik. Zuletzt in seinem neuen Lyrikband "BANCOR" (2009) sucht er nach einer Neudefinition des politischen Gedichts. Die promovierte Slawistin und Sprecherzieherin Anja Utler schließlich, geb. 1973, veröffentlichte zuletzt "jana, vermacht" (2009) und arbeitet in ihrer Lyrik viel mit der Akustik der Worte, mit Parallel- und Gegenrede, dem Stottern und Versagen der Stimme. Sie lebt als freie Autorin in Wien und erhielt u.a. den Leonce-und-Lena-Preis 2003.
Sind schon die lyrischen Texte von Anja Utler, die bei ihrer Lesung zugleich Stimmen von der CD verwendet, ohne die akustische Darbietung eigentlich nicht denkbar, so sind die rhythmisierten Texte der Performance-Poeten Bas Böttcher und Timo Brunke explizit für den Live-Auftritt auf der Bühne gemacht. Bas Böttcher, geb. 1974, verschmolz schon seit Anfang der 90er Rap und Lyrik. Als Pionier der Poetry Slam Szene ist er in wichtigen Lyrik-Anthologien ebenso vertreten wie auf alternativen Lesebühnen. Er lebt in Berlin, gastiert auf internationalen Buchmessen und geht als Dichter und Rezitator (u.a. für das Goethe-Institut) weltweit auf Tournee. Timo Brunke, geb. 1972, hat mehrere bundesweite Poetry-Slam-Meisterschaften ausgerichtet und leitet am Literaturhaus Stuttgart die Sprachwerkstatt "Wort und Spiele". Seine Performance-Poesie verbindet klassische Formen wie Ballade und Ode mit dem fortgeschrittenen "Anything goes" des 21.Jahrhunderts zu einer modernen Form der Rhapsodenkunst.
Und weil die Lyrik dem musikalischen Klang und dessen Beschwörungen so nah ist, wird unser polyphones Programm aus Dichter-Lesungen und Performanz zwischendurch noch abgerundet durch ein musikalisches Intermezzo mit eigenen Werken des hannoverschen Komponisten und Musikers Stephan Meier.

Eintritt: 8,- / erm. 6,- Euro
VVK: Kasse im Künsterhaus, Mo - Fr 12 - 18 Uhr, 0511 - 1684 1222 Links: www.literaturbuero-hannover.de