Veranstaltungs-Archiv

22.04.09 - 19.30 Uhr –

Juli Zeh im Gespräch mit Christian Geyer: "Corpus Delicti"

Reihe Resonanzen

Moderation: Jutta Rinas (HAZ)

Juli Zeh ist eine der gefragtesten Autorinnen ihrer Generation – literarisch ebenso, wie wenn es um gesellschaftspolitische Statements  in den Medien geht. In ihrem aktuellen Roman „Corpus Delicti“ entwirft sie das Szenario einer Gesundheitsdiktatur im Jahr 2057: Das System zwingt seine Bürger zur Prävention und behandelt selbst das Rauchen einer Zigarette als Delikt, es verlangt ein festes Sportpensum ebenso wie die Abgabe von Schlaf- und Ernährungsberichten. Mia Holl muss sich in diesem Staat vor Gericht verantworten. Zur Last gelegt wird ihr ein Zuviel an Liebe (zu ihrem Bruder, dessen Unschuld sie beweisen will) sowie ein Übermaß an Verstand und geistiger Unabhängigkeit. In einer Gesellschaft, in der die Sorge um den Körper alle geistigen Werte verdrängt, reicht diese Innenausstattung aus, um als gefährliches Subjekt eingestuft zu werden...
Als spannendes, visionäres Buch über unsere Zukunft handelt „Corpus Delicti“ zugleich von höchst aktuellen Fragen: Wie weit kann der Staat individuelle Rechte einschränken und über den Körper des Einzelnen verfügen? Darüber diskutiert die Autorin mit dem FAZ-Journalisten Christian Geyer, Herausgeber des Suhrkamp-Bandes „Biopolitik“. Das Gespräch eröffnet die neue Reihe „Resonanzen“, die ausloten möchte, welche gesellschaftlichen Themen die Literatur aufnimmt und welche gedanklichen Anregungen zu aktuellen Streitfragen sie liefert.

Juli Zeh, geb. 1974 in Bonn, studierte Jura und am Deutschen Literaturinstitut Leipzig, an dem sie später dozierte. Sie schreibt u.a. für die ZEIT, Spiegel, FAZ und SZ, hat mehrere Romane veröffentlicht und erhielt dafür u. a. den Deutschen Bücherpreis 2002 und den Prix Cévennes 2008. Derzeit arbeitet Juli Zeh an ihrer Dissertation über den Status des Kosovo aus völkerrechtlicher Sicht.

Christian Geyer, geb. 1960 in Aachen, studierte Philosophie, Geschichte und Germanistik und arbeitet seit 1992 als Feuilletonredakteur bei der FAZ, zuständig für das Ressort „Neue Sachbücher“. Er ist Herausgeber der Bände „Biopolitik“ und „Hirnforschung und Willensfreiheit“.

Jutta Rinas, geb. 1963 in Mannheim, studierte Klavier, Musikwissenschaft und Germanistik und arbeitete für den WDR und die FR. Seit 1997 ist sie Redakteurin bei der HAZ.

Eintritt: 8,- / erm. 6,- Euro Links: http://www.literaturbuero-hannover.de