Buchtipp des Monats

Buchtipp – Juni 2018

Mirko Bonné: „Lichter als der Tag"

Mirko Bonné zeichnet in seinem aktuellen Roman das bewegende Portrait eines Mannes, der sich in der Mitte seines Lebens mit seiner Vergangenheit auszusöhnen und zu sich selbst zu finden versucht.

© Schöffling & Co. Verlag

Als Raimund Merz seine jüngere, elfjährige Tochter an einem Septembermorgen am Hamburger Hauptbahnhof anlässlich einer Klassenfahrt zum Zug bringt, ahnt er nichts davon, dass sein Leben von einem auf den anderen Augenblick völlig aus der Bahn geraten wird. Der Auslöser hierfür ist zunächst das Licht in der Bahnhofshalle. Es gleicht dem auf einem Gemälde von Camille Corot, das Merz in seiner Jugend sah: „Auf Corots Gemälde schien alles in ein Licht getaucht, als würde man durch ein Fenster auf einen Sommertag blicken, der längst vergangen war und zugleich bis heute anhielt.“ Einerseits längst vergangen und andererseits noch immer gegenwärtig ist auch Merz´ Liebe zu Inger, die er plötzlich im Bahnhof erblickt. Die Tochter eines dänischen Malers heiratete jedoch Moritz und Merz die Kieferchirurgin Floriane. Das Quartett kennt sich seit der Kindheit, lernte sich lieben – und auch hassen. Die Wiederbegegnung mit Inger bewegt Merz zu einer Bestandaufnahme seines sinnentleerten Lebens und führt den Leser hinein in vielschichtige und sprachmächtige Betrachtungen zu existenziellen Fragen des Lebens, wie Liebe und Freundschaft entstehen, aufrechterhalten und zerstört werden. Merz´ Krise führt zu einem fulminanten Ausbruch aus seinem festgefahrenen Dasein, der sein Leben und die Romanhandlung temporeich Fahrt aufnehmen lässt und in ein fulminantes Finale mündet. Mirko Bonnés aktueller Roman wird von den Kritikern zu Recht als literarisches Meisterwerk gefeiert – ein Muss für jeden anspruchsvollen Leser.

Mirko Bonné: Lichter als der Tag, Frankfurt am Main: Schöffling & Co., 2017

Von Beatrice le Coutre-Bick, Literaturbüro Westniedersachsen

Von:Literaturbüro Westniedersachsen