Buchtipp des Monats
Mirko Bonné: „Die Widerspenstigkeit“ (Karl Rauch, 2017)
Mirko Bonnés Märchen „Die Widerspenstigkeit“ schreibt Antoine de Saint-Exupérys „Kleinen Prinzen“ in der Gegenwart fort. Als behutsames, poetisches Buch über eine ungewöhnliche Freundschaft.
Mirko Bonnés Buch ist im Karl Rauch Verlag erschienen, der 1950 die erste deutsche Übersetzung des „Kleinen Prinzen“ veröffentlichte. Schon die Gestaltung des schmalen Bandes macht deutlich, dass wir mit ihm etwas Besonderes, sehr wertvolles in die Hand genommen haben. Das strukturierte Papier des Einbands leuchtet im warmen Gelb und Orange. Vorsatzpapier und Lesebändchen greifen die Farben auf. Auf dem edlen Einbandpapier begegnen wir zum ersten Mal dem Motiv des Fuchses. Angeschnitten läuft er gleichsam durch das Bild. Als Bild gewordenes Zitat des Fuchses, den der kleine Prinz schließlich trifft, als er die Wüste in Afrika durchquert. Auf dem Titel sehen wir gerade noch einen Teil seines Schwanzes. Auch in Mirko Bonnés Buch geht es um das Geheimnis einer einmaligen Bindung zwischen zwei Wesen. Die in der Gegenwart angesiedelte märchenhafte Erzählung führt ihre Leser in eine halb reale, halb fiktive Region der Nordsahara. Bonnés Erzähler ist dort auf der Suche nach dem Flugzeug, mit dem Antoine de Saint-Exupéry 1935 notlanden musste. Dabei begegnet er einem jungen Fuchs, einem Fennek, der anscheinend dasselbe Ziel verfolgt. Bonnés Wüstenfuchs hat sich die menschliche Sprache angeeignet, um sich, wie Katrin Schumacher für 3SAT formuliert, mit dem Erzähler „in der Urform der Philosophie zu probieren, dem Dialog“. Sie sprechen über das Leben, über Liebe, Zähmung und Widerspenstigkeit. Bonnés Ansatz, zu ergründen, was noch heute wahrhaft ist und wirklich erscheint an Saint-Exupérys „Keinem Prinzen“ spreche, so Katrin Schumacher, sogar das mittlerweile unter Kitschverdacht stehende Buch frei und hole es wieder in die Philosophie zurück.
Von:Monika Eden, Literaturhaus Oldenburg