Buchtipp des Monats

Buchtipp – Juli 2014

Hans-Ulrich Treichel: "Frühe Störung"

Franz, der tragik-komische Held in Hans Ulrich Treichels neuem Roman „Frühe Störung“, leidet ganz offenbar an einer schmerzlichen Störung – einer Mutterstörung.

© Suhrkamp Verlag

Das „Mutter Mutter Mutter“ - Geraune in seinem Kopf wird er einfach nicht los. Weder auf der Couch des Psychoanalytikers, nicht in Berlin, seiner Geburtsstadt, und nicht auf seinen zahlreichen Reisen. Der aus Westfalen stammende und inzwischen in Berlin lebende Schriftsteller Hans-Ulrich Treichel zeichnet in seinem neuen Roman nicht ohne hintergründigen Humor die inneren Qualen des Reiseführer-Autors Franz nach. Gequält von einer verfehlten, schuldhaften und niemals gelösten Bindung an seine Mutter, wird das Leben des „immerwährenden Sohnes“ Franz zu einem auswegslosen Versuch des Entrinnens. Hans-Ulrich Treichel gelingt es, die Geschichte als brillanter Stilist und mit einer Prise trauriger Komik zu einem vielschichtigen Meisterwerk zu machen, das zeigt, wie viel Spaß die Melancholie machen kann.

Von:Betrice Le Coutre-Bick, Literaturbüro Westniedersachsen